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Geschichte Ketschengasse 43

Quelle: http://coburg-life.de/2010/01/hauser-der-ketschenvorstadt-teil-1/

Dieses Jahr beginnt die Sanierung der Ketschenvorstadt. Grund genug um sich das ein oder andere Gebäude dieses Viertels näher anzuschauen und dessen Geschichte zu ergründen.

Das Haus Ketschengasse 43 um 2006 (Foto: Christian Boseckert)

Beginnen möchte ich dabei mit einem reich verzierten Fachwerkhaus, das an der Einmündung der Unteren Salvatorgasse in die Ketschengasse zu finden ist. Offiziell gehört dieses Gebäude zur Ketschengasse und trägt die Hausnummer 43. Schon der Anfang dieser Häusergeschichte hält eine Überraschung parat. Es handelte sich nämlich um ein Lehen der Schenken von Siemau, deren Stammsitz einst in Untersiemau zu finden war. 1487 wird ein Valentin Schenk zu Siemau als erster Lehensgeber erwähnt. Gleichzeitig tritt damit das Gebäude ins Licht der Geschichte. Das „Schenk´sche Freihaus“ wird letztmalig 1537 erwähnt.

Ab 1582 kann sich auf dem Grundstück eine Huf- oder Kupferschmiede nachweisen lassen. Schmiedebetriebe wurden vornehmlich in den Vorstädten angesiedelt, da von ihnen eine hohe Brandgefahr ausging. Die enge Holz/Strohbebauung der frühen Neuzeit machte solche Vorkehrungen notwendig. Im Jahre 1646 kam die Schmiede in den Besitz der Familie Quarck, die im 20. Jahrhundert vor allem als Heimatforscher, Juristen und Politiker in Erscheinung traten. Ursprünglich kamen die Quarcks aus Schweden, was um 1900 zu einem Politikum wurde. Das Thema diskutierte man auch am Stammtisch des Roeperts-Karl, einem Coburger Original, im Gasthaus Loreley. Als dort das Thema schließlich aufkam, sprach der Roeperts-Karl: „Dass hätte ich euch gleich sagen können, das die nicht aus Coburg stammen. Sonst hätten sie nicht Quarck geheißen, sondern Glickerläskas.“ Die Familie Quarck kann auch als Bauherr für das Haus Ketschengasse 43 angenommen werden.

Die Struktur des Fachwerks, welches an der Seite zur Unteren Salvatorgasse freigelegt ist, entspricht dem Gestaltungsmuster, das im 17. Jahrhundert verwendet wurde. Das Haus blieb bis 1716 im Besitz der Familie Quarck. Aus dieser Zeit stammt auch die erste detaillierte Beschreibung des Gebäudes. Danach handelte es sich um ein zweistöckiges Wohnhaus mit drei Stuben, einem Keller, einer Werkstatt und einer Esse. Unter Esse versteht man den Rauchfangtrichter über einer Feuerstelle. Nach den Quarcks folgten zahlreiche Kupferschmiede mit ihren Familien als Grundstückseigentümer nach.

1882 erwarb der Schmiedemeister August Koch das Anwesen und ließ es komplett umbauen. Dabei wurde die Schmiede, die einst an der Ketschengasse lag, ins Hinterhaus an der Unteren Salvatorgasse verlegt. Ferner wurde das Dachgeschoss zu einem vollwertigen dritten Stockwerk ausgebaut, was an der Fachwerkfassade zu sehen ist, und ein Ladengeschäft eröffnet. Dort eröffnete Koch eine Eisenwarenhandlung. Dieses Geschäft übernahm 1902 sein Sohn Ferdinand. 1906 folgte Reinhold Schubert als Geschäftsinhaber und Hausbesitzer nach. Bereits 1894 erwarb der Firmengründer August Koch das Nachbaranwesen Ketschengasse Nr. 41 (ehemals Rosen-Apotheke) mit hinzu und erweiterte dort seinen Geschäftsbetrieb. Die Schmiede wurde nach 1900 aufgegeben.

Die Eisenwarenhandlung Koch, Ketschengasse 41-43 um 1930 (Sammlung Christian Boseckert) In einer Geschäftsanzeige aus dem Jahre 1934 lässt sich feststellen, dass die Firma Koch nicht nur Eisenwaren sondern auch Glas-, Porzellan- und Steingutwaren sowie Öfen, Haus- und Küchengeräte verkauften. Die Tatsache, das sich dieses Geschäft über zwei Häuser und auch zwei Etagen erstreckte, lässt vermuten, das sich die Eisenwarenhandlung mit der Zeit zu einem richtigen kleinen Kaufhaus entwickelte. Unter der Familie Schubert existierte dieses „kleine Kaufhaus“ noch bis in die 1960er Jahre hinein.

Danach erfolgte der Verkauf von Haus und Geschäft an den Kaufmann Paul Wünn, der dort einen Werkzeuggroßhandel eröffnete. Noch heute befindet sich dieses Unternehmen im Hause Ketschengasse 43. Damit schließen wir die Betrachtung zu diesem Gebäude. Mancherlei unbekanntes trat dabei zutage. Am interessantesten mag wohl sein, das neben einer reich verzierten Fachwerkfassade, dieses Haus über eine über mehrere Jahrhunderte gehende Tradition der Metallverarbeitung besaß. Die gegenwärtige Firma Wünn führt diese Tradition, unter den gegebenen Umständen, weiter fort.